Der Wahrheitsfinder by Donald Antrim

Der Wahrheitsfinder by Donald Antrim

Autor:Donald Antrim [Antrim, Donald]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644049215
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-10-29T16:00:00+00:00


Zunächst waren wir beide unbeholfen. Es war, als hätten wir uns im Himmel zu einem Blind Date getroffen. Wir hielten Händchen, und unsere gemeinsamen Bewegungen waren die üblichen, verlegenen Gesten von Leuten, die zu erraten versuchen, was die Grenzen und Wünsche des anderen sind. Ich zupfte an ihrer Hand, und sie wedelte mit dem Arm, dann zog sie an mir, und ich schwebte auf sie zu, dicht an ihre Brust. Ich gewann mein Gleichgewicht zurück und runzelte die Stirn in einer Weise, die ihr zeigen sollte, dass ich nicht an ihre Brust dachte. Sie trat mit den Füßen; ich beugte meinen Körper nach hinten. Wir versuchten zu vermeiden, uns Freiheiten herauszunehmen. Es war ein Tanz des Einanderumgehens. Man kann diese Art Dynamik immer dann wirken sehen, wenn ein Mann einer Frau, die er erst vor kurzem kennengelernt hat, Fischen oder Billardspielen oder Ballwerfen beibringt, und die Frage lautet immer: «Wie sehr und auf welche Art darf ich sie berühren?»

Eine andere Art, diese Frage zu stellen, wäre vielleicht: «Was sagt mir der Körper dieser Frau, falls ihr Körper mir überhaupt etwas sagt, über ihre Bereitwilligkeit, mich als Liebhaber zu akzeptieren?»

«Hören Sie auf zu strampeln», sagte ich zu ihr.

«Entschuldigung.»

«Sie müssen Ihren Arm nicht so ausgestreckt halten», sagte ich.

«Nein?»

«Versuchen Sie es so», schlug ich ihr vor und manövrierte sie langsam näher zu mir heran, um eine bessere Hebelwirkung zu bekommen und sie ein wenig herumzudrehen, wenn ich konnte und sie wollte, sodass sie von mir wegschaute.

«Achten Sie auf den rostigen Löffel», sagte ich zu ihr.

«Ich sehe ihn.»

Sie lehnte sich rückwärts an mich, und ich bekam das Gesicht voller Haare. War das nicht das, was ich mir die ganze Zeit über gewünscht hatte? Der Geruch von Rebeccas Haaren war wunderbar, aber schwer einzuordnen – würzig in gewisser Weise, und, in Ermangelung eines besseren Wortes, rauchig, der Duft von brennendem Holz in einem offenen Kamin.

«Haben Sie zu Hause einen Kamin?», fragte ich sie.

«Warum fragen Sie?»

«Ihre Haare. Sie riechen nach Holzrauch.» Ich holte tief Luft. Der Duft von Rebeccas Haaren war ein Gegenmittel zu Richards Rasierwasser und seinen verschwitzten Kleidern und seinem Atem in meinem Gesicht.

«Wir haben einen Kamin, aber wir benutzen ihn nicht. Wahrscheinlich riecht alles in unserem Haus nach Ruß, weil das Haus so alt und verschimmelt und verfault und eklig ist.»

Sie trat ein paar Mal mit den Füßen, und ich drückte kurz ihre Hand und sagte dann: «Ich finde nicht, dass Sie nach Ruß riechen.»

«Danke.» Lachend.

Ich fühlte mich wohl. Ich war glücklich und entspannt mit meiner neuen Freundin. Ich sagte zu ihr: «Ich weiß, was Sie mit Gerüchen in alten Häusern meinen. Ich liebe die Gebäude aus dem achtzehnten Jahrhundert am Flussufer.»

«Wohnen Sie dort?», fragte sie mich. Schritt für Schritt wurden wir miteinander bekannt.

«Nein. Auf der Südseite, am anderen Ende des College Hill, in einem Haus, das aussieht wie ein Schleppdampfer. Hinter der ersten Ampel nach dem städtischen Schwimmbad. Und Sie?»

«Wir wohnen auf der Nordseite.»

«In der Nähe der Bücherfabrik?»

«Ich kann sie von meinem Fenster aus sehen. Mein Dad arbeitet dort. Er repariert die Maschinen.



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